Mein Rücken schmerzt schon seit Stunden von dem unergonomisch, aber durchaus hübsch geformten Designerstuhl aus den 60ern auf dem ich hier sitze. Die Farbe irgendwo zwischen rostbraun und patiniertem Orange. So wie der Teint der letzten Touristen, die Athen nur kurz streifen, während sie von Mykonos Richtung Heimat fahren und mit gehetztem Blick versuchen, die Junkies am Omonia Square zu übersehen. Es wird Herbst.
Während es eindunkelt, wechselt die Abendsonne regelmässig und in höchst ambivalenter Manier zwischen strahlenden Gold- und gedeckten Blautönen und liefert damit die passende Lichtshow zu den beiden vorab veröffentlichten Singles von Softlander. Beim Namen dieser Band kann ich zwar nicht anders als mir Tom Sellecks Kopf auf Arnold Schwarzeneggers Körper vorzustellen. Aber das liegt wahrscheinlich an dem Bier, dass ich soeben bestellt habe, um mir in bester Selbstmedikation den Designerstuhl gemütlich zu trinken.
Softlander ist der neuste Zuwachs des Berner Labels „Oh, Sister“, welches seit jeher die Speerspitze des Schweizer Indietreibens bildet. So überrascht es auch nicht, dass die beiden Songs „For My Ego“ und „Bolivia“ nicht weniger sind, als zwei astreine Hitnummern. Die Melodien sind süffig, die Stimmung laidback und sie machen klar, der Bandname ist hier durchaus als Konzept zu verstehen. Ab und zu schimmert eine Prise Mac de Marco durch das kompetent gekochte Süppchen und das schmeckt mir ausgesprochen gut.
DIY und Underground-Puristen mag das vielleicht alles ein bisschen zu lieblich daherkommen, doch dieser Pop ist meiner Meinung nach zu salzig, um als Zuckerwatte durchzugehen. Für mich hat das alles eine vielmehr bittersüsse Note. Ein wenig wie gebrannte Mandeln vom Jahrmarkt, die etwas zu lange brennen mussten. Geschichten eines geübten Weltenbummlers, der des Reisens müde ist und nun nach Gründen sucht, doch noch sesshaft zu werden. Die Frage ist nur wo? Währenddessen klingt es aus den Kopfhörern in höchst schwelgerischem Ton „and I thought someone would ask me to stay“. Softlander: Bei mir darfst du bleiben. Und das so lange du magst.
Seit 2014 sendet Studio GDS jeden Donnerstag Livemusik über den Äther. In unserem Sender kann man dabei in intimster Wohnzimmeratmosphäre Brandneues aber auch Altbewährtes entdecken. Die Bandbreite reicht vom skandinavischen Singer/Songwriter Ensemble über die Jazzband mit Hiphopfeature bis hin zur Embracher Elektronik-Orgie. Nach den Konzerten übernehmen jeweils die GDS-Resident-DJs rund um Chrigi G. us Z. die Decks.
Do. 3.11.2022
Bar & Garten ab 20h
Live/DJs ab 21.00h
Eintritt 10.– / 0.– für Member (Unterstütze GDS.FM mit einer Mitgliedschaft: www.gds.fm/member)
Kurzgasse 4, 8004 Zürich
Text David Moore