Etwas vom schönsten beim Radiomachen ist, dass einem die MusikerInnen und Bands ihre Musik vorab zuschicken. So früh, dass wenn es schon im Radio bei uns läuft, dir nicht einmal Shazam sagen kann, was du gerade hörst. Aber auch so früh, dass ich noch gar nichts darüber schreiben kann, weil's die Scheibe halt noch nicht auf dem Markt gibt und es schon fast arrogant anmuten würde ein Album zu reviewen, dass nur ich hier bei mir im Studio habe. Deshalb gibt es nun 6 Tage nach dem offiziellen Release von Len Sanders Debut-LP Phantom Garden ein erstes Review. Auch weil sie bereits diesen Donnerstag bei uns im Kauz für einen kurzen LIVE-Gig samt Interview vorbeischauen werden, bevor sie dann am 6.3. im Stall 6 ihre grosse Plattentaufe feiern.
Als Vorband stahlen sie 2014 dem grossen How To Dress Well mit einer einzigartigen Live-Performance die Show. Von allen Seiten habe ich von diesem Gig nur das Beste gehört und wollte sofort in ihre Releases reinhören. Online fand ich aber nur ältere Sachen, wie "a mi ritmo", das – wie ich später von der Sängerin Blanka erfahren habe – gar nicht mehr ihrem Stil entspricht. Also wurde mir das neuste Material zugesandt und ich war erst einmal völlig überrascht vom gelungenen Stilwechsel.
Die neue Bandaufstellung kombiniert mit Blanka Inauens eindringlicher Stimme sowie einer hervorragenden Produktion liefern ein Gesamtpaket von neun Songs, die wunderbar ineinander verfliessen. Poppig spärische Klänge gibt’s zum Anfang in „Fluttering Lights“ oder „Electrocardiography“. Angereichert mit Effekten, Gitarre, feinem Schlagzeug, hypnotisierenden Syntie-Melodien und einem experimentellen Touch, der bei einem solch tiefgründigen Album ein wiederholtes Hören unabdingbar macht. Immer wieder entdeckt man neue Lieblingstellen und stösst in den sehr persönlichen Lyrics auf neue Geheimnisse. So auch im vorveröffentlichten „Black Bryony“ oder „Ungrowing“ (mit fast schon verstörendem Tanzvideoclip).
Es ist ein Schweizer Album auf das ich lange gewartet habe. Es zeigt nicht nur lokalen sondern auch internationalen Kritikern, Bookern, Promotern und Musikliebhabern, dass hiesige Künstler einiges zu bieten haben und lässt den Standort Zürich wieder eine Stufe heller leuchten in der weltweiten Musiklandschaft.
Nur noch fein leuchten sollte hingegen das Licht bei euch im Wohnzimmer, sobald bei euch Phantom Garden läuft. Vorzugsweise ohne Unterbruch und in voller Länge spät nachts oder in jenem magisch-mystischen Moment gerade vor Anbruch der Morgendämmerung.
GDS.FM präsentiert jeden Donnerstag ab 21.00 live im Kauz in Zürich, was die lokale Musik- und Kulturlandschaft bewegt und in Zukunft noch bewegen wird. Bei abwechslungsreichen Gästen, DJ-Sets und Konzerten, dreht sich bestimmt nicht nur des Kauzes Kopf um 270°.
Von Chrigi G. us Z.