Der Orangensaft hat einen höchst eigenartigen Beigeschmack: Leicht bitter, metallisch und ziemlich abgestanden. In meinem Dämmerzustand rufe ich nach dem freundlichen Flugbegleiter namens Björn, um ihn zu fragen, ob das an der Höhe, dem Luftdruck oder den Orangen liegen könnte. Während ich meine Worte mit grösster Sorgfalt vorzutragen versuche, entscheide ich mich mitten im Satz um und frage stattdessen nach einer dieser Wodkaflaschen in Bonsai-Grösse. Heraus kommt feinster Dada, denn das Zolpidem zeigt seine Wirkung. Björn versteht, nickt und lächelt milde.
Vor jeder grösseren Reise konsultiere ich – der Flugangst wegen – meine Nachbarin. Sie ist Musiknerd, Frau von Welt und betreibt Hobbymässig eine kleine Drogerie aus ihrem Badezimmerschrank. Sie verschrieb mir also besagtes Arzneimittel und eine Band namens Cloks Tik. Beides selbstredend ohne Beipackzettel.
Der Wodka hilft der orangen Brühe zwar geschmacklich nicht weiter, doch immerhin ist auch von der anfänglichen Panik kaum mehr was zu spüren. Ich lehne zurück und drücke auf Play. Aus den Kopfhörern dringt „Sleepwalking Home“ und perkussive Gitarrenplucks mischen sich mit Alltagsgeräuschen, welche das Active-Noise-Cancelling nicht zu kaschieren vermag. Die Musik von Cloks Tik ist mehr einem Gefühl als einem Genre zuzuordnen. Gitarre und Gesang stehen zwar klar im Fokus, doch die Songs verwehren sich allzu klassischen Songwriting-Strukturen. Verzerrte Drums und cineastische Synthieklänge bilden den unebenen Boden eines dicht bewachsenen Klangwaldes, während Gitarre und Vocals stets etwas Licht und Hoffnung ins düstere Unterholz zu scheinen vermögen. Ich drifte ab und schlage gedanklich Eselsbrücken zu Puts Marie und Portishead. Nach knapp 30 Minuten endet die bislang veröffentlichte EP und die drei Singles und ich werde jäh zurück in den Alltag geworfen.